Nachruf

Veröffentlicht am 14.01.2013 in Berlin
Claudia Tietje
Claudia Tietje

CLAUDIA TIETJE
* März 1973     + Januar 2013

 
Claudia Tietje ist tot. Wir verlieren mit ihr einen lieben und uns teuren Menschen, eine beeindruckende Persönlichkeit und eine Genossin mit Herz und Verstand. Die Vorstellung, dass sie nicht mehr unter uns ist, scheint unwirklich. Ihr Tod nach schwerer Krankheit im Alter von 39 Jahren war viel zu früh. Wir sind getroffen und verharren in schmerzhafter Trauer.

Neben vielen anderen Qualitäten zeichnete Claudia vor allem aus, dass sie Menschen liebte und aufrichtig ihre Zuneigung suchte. Sie liebte die Begegnung mit ihnen, ihre Geschichten und das Engagement für ihre Belange. Ich habe selten im Privaten wie auch in der Politik eine Person erlebt, die derart unbefangen und herzlich auf andere Menschen zuging. Ihr gelang es, selbst mit Wildfremden in ein wertschätzendes und tiefgehendes Gespräch zu kommen. Sie war ungeheuer humorvoll, vielseitig interessiert und neugierig im guten Sinne: begierig auf all das, was Menschen bewegt, was sie fühlen und was sie tun. Damit verband sich ein hohes Maß an intelligenter Empathie und Kreativität. Sie genoss es, im Gespräch, abends in einem Café oder auch in Parteizusammenhängen mit Freuden und Menschen, die sie gerade erst kennen gelernt hatte, Neues und Kurioses zu ersinnen. Sie liebte Literatur, konnte buchstäblich Berge davon vertilgen, hatte ein Gespür für Philosophie und gerade in den letzten Jahren auch für die bildenden Künste. Ihre Fähigkeit, sich für Menschen und ihre Dinge zu begeistern, sich in sie hineinzuversetzen und andere dafür zu interessieren, war einzigartig. Vielleicht war es das, was sie auch am meisten mochte: sich mit aller Leidenschaft als Lobbyistin für Menschen, das Schöne und alles Skurrile zu betätigen.

Claudia war Politikerin, aber von einer besonderen Sorte. Als sie 1996 in die SPD im Prenzlauer Berg eintrat, folgte das keinem Karriere-Kalkül, sondern war ein eher emotionaler Schritt, den sie als selbstverständlich, ja als geradezu natürlich empfand. Von Hause aus sozialdemokratisch geprägt entsprach die SPD ihren innersten Überzeugungen. Sie besaß große Achtung vor der Geschichte und der gemeinsamen Tradition unserer Partei. Mit tiefem Respekt begegnete Claudia auch den Biographien und der Lebensleistung jener Genossinnen und Genossen, die 1989 die SDP begründeten und ihre Strukturen aufbauten, und vor allem auch jenen, die über 1961 hinaus in der DDR ihr Parteibuch behalten und viele Nachteile dafür in Kauf genommen hatten. Oft Stunden lang lauschte sie diesen Menschen und sog ihre Geschichte und ihre Haltung in sich auf. Vielleicht erklärt auch das, warum Claudia niemals ideologisch und engstirnig Politik betrieb. Trotzdem besaß sie einen klaren ethischen Kompass. Sie wollte etwas unternehmen und mitmachen, Lebensverhältnisse menschlich und gerecht gestalten. Nicht umsonst war sie viele Jahre in der Kommunal- und Bezirkspolitik aktiv. Dort konnte sie mit den Bürgerinnen und Bürgern und selbst mit den politischen Gegnern im Gespräch bleiben, ohne sich verbiegen oder falsche Kompromisse machen zu müssen. Das politische Handwerk lernte sie dabei von der Pieke auf. Als junge, charmante und talentierte Frau war sie eine Ausnahmeerscheinung, die schnell in neue Aufgaben hineinwuchs: von 1997 bis 1999 als Geschäftsführerin, danach als Mitglied der SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung Prenzlauer Berg und Pankow sowie zwischenzeitlich auch als stellvertretende Landesvorsitzende der Jusos. 2001 wurde sie in das Berliner Abgeordnetenhaus gewählt, war dort im Innen- und Bauausschuss, im Untersuchungsausschuss zur Bankgesellschaft sowie im Präsidium tätig. Nach ihrem Ausscheiden aus dem Parlament rückte sie am 1. März 2011 erneut für Susann Engert ins Abgeordnetenhaus nach und gehörte dort dem Kulturausschuss an. Beruflich war sie nach ihrem Politikstudium viele Jahre als freie Mitarbeiterin beim Nachrichtensender n-tv und danach in der Kommunikation und Beratung tätig.

 
Natürlich sagen persönliche Erinnerungen und das gemeinsame Erleben mehr aus als der Blick auf einen Lebenslauf oder politische Verdienste. Trotzdem gehört auch dies, gehörte ihre SPD ganz wesentlich zu Claudia. Nun ist sie für immer weggegangen. Ein Stück von ihr können wir in unserer Erinnerung und in einem aufrichtigen Gedenken bewahren, am besten so, wie sie es sicher gemocht hätte: gesellig, tiefgründig, leidenschaftlich, gelegentlich exzentrisch, jedoch stets menschlich. Denn darum ging es ihr vor allem: um die Menschen, die sie traf, mit denen sie lebte und die sie liebte.
 
Claudia, Du fehlst uns.
 
Alexander Götz
Kreisvorsitzender der SPD Berlin Pankow

 
 

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